Was verdienen Erzieherinnen und Erzieher?

Sorgen um das Geld (c) geralt / pixabay.de

Sorgen um das Geld (c) geralt / pixabay.de

In vielen Ländern dieser Welt genießen Lehrer und Erzieher ein hohes Ansehen. Sie werden geschätzt und respektiert und ihre Aufgabe bzw. Beruf(ung) ist eine der hingebungsvollsten überhaupt. Sie arbeiten mit Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Während im Elternhaus der Grundstein gelegt wird und das Kind (s)ein starkes Fundament hat, fließen mit dem Besuch in der Kindertagespflege, der Einrichtung und Schule Betreuungsstunde um Betreuungstunde andere wertvolle Erfahrungen ein. Das Lernen und Erleben in der Gruppe ist für viele Kinder eine Bereicherung. Für ein gutes Gelingen, die Sicherheit, das Wohlfühlen und betreuen, steht und fällt alles mit einer (geschulten) Fachkraft.

Für ihren tollen Job fühlen sich viele ErzieherInnen in Deutschland gesellschaftlich und finanziell zu wenig gewertschätzt. Allerdings ist Bildung sowie die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland oft und gerade eine von den Steuerzahlern getragene Angelegenheit. KiTaplätze fehlen an allen Ecken und zunehmend wird in Deutschland auch qualifiziertes Personal knapp. Wer sich heute für den Beruf ErzieherIn entscheidet, wünscht sich vor allem mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Aber was verdienen Erzieherinnen und Erzieher?

Die Online-Umfrage von www.lohnspiegel.de gibt Aufschluss

Das Bruttomonatseinkommen von Erzieher/innen beträgt ohne Sonderzahlungen auf Basis einer 38-Stunden-Woche durchschnittlich 2.490 Euro. Die Hälfte der Erzieherinnen und Erzieher verdient weniger als 2.420 €. Beschäftigte in tarifgebundenen Einrichtungen stellen sich bei Monatseinkommen und Sonderzahlungen deutlich besser. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Online-Umfrage des Internetportals www.lohnspiegel.de, das vom WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. Die vorliegende Auswertung stützt sich auf die Daten von 716 Erzieherinnen und Erziehern.

Bei dem Beruf „Erzieherin/ Erzieher“ handelt es sich um eine landesrechtlich geregelte schulische Aus- bzw. Weiterbildung, die an Fachschulen, Berufsfachschulen, Berufskollegs und anderen Bildungseinrichtungen erteilt wird. Erzieher/innen sind nicht nur mit der vorschulischen Erziehung betraut, sondern auch in der Kinder- und Jugendarbeit sowie in der Heimerziehung tätig.

Immerhin drei Viertel aller Erzieherinnen und Erzieher arbeiten in Einrichtungen mit Tarifbindung. „Unsere Daten zeigen einmal mehr, dass Beschäftigte in Einrichtungen mit Tarifbindung mehr verdienen und häufiger Weihnachts- und Urlaubsgeld erhalten, als dort, wo keine Tarifverträge gelten.“, sagt WSI-Experte Dr. Heiner Dribbusch.

Die Studie kommt u. a. zu folgenden Ergebnissen:

  1. Berufserfahrung: In aller Regel steigt das Einkommen mit der Dauer der Berufserfahrung. Dies gilt im Großen und Ganzen auch für die Berufsgruppe der Erzieher/innen. Bei einer Berufserfahrung von bis zu einem Jahr beträgt das durchschnittliche Monatseinkommen 2.110 €, bei mehr als 20 Jahren steigt es auf rund 2.800 €. Dies bedeutet einen Einkommenszuwachs von 690 € (siehe auch die Grafik in der pdf-Version dieser PM; Link unten).
  2. Tarifbindung: Erzieher/innen profitieren von der Tarifbindung. In tarifgebundenen Betrieben liegt ihr Monatseinkommen mit durchschnittlich 2.560 € gut 9 Prozent über dem Gehalt ihrer Kolleginnen und Kollegen in nicht tarifgebundenen Betrieben. Insgesamt geben gut 75 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher an, dass in dem Betrieb, in dem sie arbeiten, ein Tarifvertrag gilt.
  3. West – Ost: Während in Westdeutschland eine Erzieherin oder ein Erzieher durchschnittlich 2.540 € erhält, bekommt sie/er in Ostdeutschland 2.340 €. In den neuen Bundesländern verdienen damit Erzieherinnen und Erzieher rund 8 Prozent weniger als ihre Kollegen/innen in den alten Bundesländern.
  4. Männer – Frauen: In unserer Erhebung sind knapp 79 Prozent der Erzieher/innen Frauen. Das Einkommen der Erzieherinnen liegt dennoch mit im Durchschnitt 2.450 € rund 180 € unter dem ihrer männlichen Kollegen. Dies macht einen Einkommensnachteil von fast 7 Prozent aus.
  5. Arbeitszeit: 45% der Frauen aber nur 24 % der Männer arbeiten auf Teilzeitstellen. Die durchschnittliche vertragliche Arbeitszeit der Erzieherinnen und Erzieher liegt bei 34,1 Stunden in der Woche. Die Befragten geben jedoch an, tatsächlich mehr zu arbeiten als vertraglich vereinbart: Der Durchschnitt der tatsächlichen Wochenarbeitszeit liegt bei 36,5 Stunden.

Das Projekt „LohnSpiegel“ erhebt und analysiert die Einkommens- und Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in Deutschland. Es ist Bestandteil des internationalen Wage-Indicator-Netzwerks, an dem Projekte aus rund 70 Ländern mit gleicher Zielrichtung beteiligt sind. Die LohnSpiegel-Daten werden im Rahmen einer kontinuierlichen Online-Erhebung ermittelt, an der sich die Besucherinnen und Besucher der Webseite freiwillig und anonym beteiligen können. Die Befragung ist nicht repräsentativ, liefert durch die sehr hohe Fallzahl aber verlässliche Orientierungsdaten. Zurzeit bietet der LohnSpiegel einen Gehalts-Check für über 370 Berufe.

Ansprechpartner in der Hans Böckler Stiftung
Dr. Heiner Dribbusch WSI
Tel.: 0211/7778-217
E-Mail: Heiner-Dribbusch@boeckler.de

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